Durch die anhaltende Globalisierung reicht der weltweite Markt in nahezu alle Ecken dieser Erde. Die globalen Wertschöpfungsketten machen rund 80 Prozent des Welthandels aus. Unser Wohlstand ist von den Lieferketten abhängig und bildet die Existenzgrundlage für viele Menschen. Damit verbunden sind jedoch auch Schattenseiten. So werden Schätzungen des UNICEF zufolge 73 Millionen Kinder durch Kinderarbeit ausgebeutet. Anstatt die Kindheit zu genießen, zu spielen und in die Schule zu gehen, schuften sie unter unwürdigen Bedingungen auf Plantagen, in Fabriken und Minen. 

“Anstand darf in der Wirtschaft kein Wettbewerbsnachteil sein!”, so der Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.
Im Juni 2021 hat der Bundestag das neue Lieferkettengesetz beschlossen. Parallel dazu treibt auch das Europäische Parlament einen Gesetzesvorschlag an. Unternehmen sollen dadurch künftig mehr zur Verantwortung gezogen werden, damit die Ausbeutung von Mensch und Natur eingedämmt wird. 

Ausbeutung für den Fortschritt Rohstoffbeschaffung von IT-Geräten ​

Die Rohstoffbeschaffung von IT-Geräten ist von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen geprägt. Bereits beim Abbau der mineralischen Rohstoffe zeigt sich dies durch Kinderarbeit, Zwangsarbeit und die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Mensch. Die Arbeit in einem Bergbau findet unter überaus schlechten Bedingungen statt. So kommt es häufig zu Unfällen, da die Arbeitssicherheit nicht immer gegeben ist. Weitere Missstände gibt es in Bezug auf die unverhältnismäßigen Arbeitszeiten, niedrigen Löhne und fehlenden soziale Absicherungen.

Konfliktrohstoffe​

In rohstoffreichen Gebieten werden oft Menschenrechtsverletzungen und Schäden an der Umwelt verursacht. So werden durch die Einnahmen aus dem Handel der kritischen Rohstoffe bewaffnete Gruppierungen in der Demokratischen Republik Kongo und den Nachbarstaaten finanziert. Weiterhin fordern Machthaber der Regionen von den Bergbaubetreibern willkürliche Abgaben oder Schutzgebühren. 

Konfliktrohstoffe sind Minerale, welche in Konfliktgebieten unter menschenunwürdigen Bedingungen schnell und mit einfachen Mitteln abgebaut werden. Die Mineralien werden anschließend zu hohen Preisen verkauft. Zu den problematischsten Rohstoffen, die für die Herstellung von IT-Geräten benötigt werden, gehören Zinn, Tantal, Wolfram und Gold. So enthält beispielsweise ein handelsübliches Tablet bereits 30 mg Gold, 4 mg Tantal, 3,19 g Zinn und 27 mg Wolfram. Doch nicht nur die klassischen Konfliktrohstoffe, welche aus Gebieten mit bewaffneten Gruppierungen stammen, werden von Menschenrechtsorganisationen kritisch betrachtet. Auch Rohstoffe wie Kobalt, Mica und Grafit sorgen zunehmend für Konflikte.

Mehr Verantwortung durch ein Lieferkettengesetz ​

Das hohe Gut der Menschenrechte ist es wert, gesetzlich verankert zu werden.  Unternehmen sollten rechtlich und ethisch sicherstellen, was entlang der Lieferketten geschieht. Eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Kontrolle hat bislang kaum Wirkung gezeigt. Erfolgt die Kontrolle einer menschenwürdigen Lieferkette demnach nicht auf freiwilliger Basis, so wird ein Gesetz benötigt, welches diese reguliert. So sollen künftig Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten für Menschenrechtsverstöße ihrer Partner haften. Das Lieferkettengesetz soll hierbei helfen und für mehr Transparenz während der gesamten Lieferkette sorgen. 

Problematisch wird dies jedoch bei wirtschaftlich starken Staaten, wie beispielsweise China. Das zeigt sich am Beispiel von H&M und Hugo Boss. Die Unternehmen kündigten an, keine Baumwolle mehr bei Lieferanten in der Region Xinjiang zu kaufen, die im Verdacht stehen, uigurische Zwangsarbeiter zu beschäftigen. Der Staat reagierte daraufhin mit Boykottaufrufen gegen die Textilhersteller. Generell sind zu den Arbeitsbedingungen nahezu keine öffentlich zugänglichen Informationen vorhanden, was die Kontrolle der Lieferkette erheblich erschwert. Dabei können die Lieferketten-Regelungen einzelner Staaten, wie Deutschland oder Frankreich kaum eine Änderung bewirken – bei der gesamten EU sieht das jedoch anders aus. Im März hat das Europäische Parlament einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der weit über einzelne staatliche Regelungen hinausgeht. Von Menschenrechtsorganisationen wird dies als Schritt in die richtige Richtung angesehen. 

Folgende Funktionen soll das Lieferkettengesetz erfüllen: 

  1. Durch das Gesetz sollen die Pflichten, welche Unternehmen beim Schutz von Menschenrechten haben, klar definiert werden. 
  2. Über sämtliche Anstrengungen muss Bericht erstattet werden.
  3. Arbeiterrechte müssen vor Gericht gestärkt werden und es muss ein Weg gefunden werden, wie Schadensersatzansprüche in Deutschland geltend gemacht werden können.

IT-Remarketing eine umweltschonende Option

Indem IT-Geräte so lange wie möglich verwendet werden, können Probleme der Rohstoffbeschaffung minimiert werden. Viele Geräte werden bereits nach kurzer Zeit durch neue ersetzt. Die enthaltenen Seltenen Erden werden meist nicht fachgerecht entsorgt oder recycelt. Infolgedessen werden immer neue Rohstoffe benötigt. Die nachhaltigste Alternative zu einem Produkt ist also, es erst gar nicht herzustellen zu müssen. Wiederaufbereitung kann demnach einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und auch zu mehr Schutz der Menschenrechte beitragen.

Fazit

Eine nachhaltige und menschenwürdige Lieferkette kann natürlich nicht von heute auf morgen entstehen. Unter den Befürwortern ist die Hoffnung groß, dass ein strengeres Gesetz auch bald in der EU beschlossen wird. Dafür müssen jedoch praxistaugliche Rahmenbedingungen für Unternehmen geschaffen und Kriterien klar definiert werden.

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